Zwischenwoche in Einsiedeln und der
erste Monat in der Abadia de Montserrat
In der Letzten Novemberwoche traf ich, nach einem schönen
Wiedersehen mit meinen Kollegen, am Morgen in Einsiedeln ein. Sogleich
besetzten wir, Pater Thomas, zwei weitere Klosterzeit-Teilnehmer und ich, ein
Sitzungszimmer und tauschten unsere Erfahrungen der letzten Monate aus.
Danach gingen wir ins Mittagsgebet und dann Essen. Thomas
hatte für uns diverse Arbeiten organisiert; zum einen packten wir etwa
zweitausend Rechnungen in Briefumschläge und legten sie in die Postkiste, am
Dienstag putzten wir die Kronleuchter im Grossen Saal und am Donnerstagmorgen halfen
wir dabei die Klosterkirche zu saugen und den Blumenschmuck auszutauschen.
Am Donnerstagnachmittag unternahmen wir Klosterzeitler zu
dritt einen Ausflug nach Luzern. Wir schauten uns die Jesuiten- und die
Hofkirche an. Nach einem kurzen Spaziergang durch die Altstadt, nahmen wir bei
der Bäckerei Heini einen Kaffee und etwas Süsses, überquerten die Spreuerbrücke
und suchten uns dann ein Restaurant fürs Nachtessen.
Nach einem weiteren sehr unterhaltsamen Wochenende flog ich
dann am Sonntagmittag von Basel nach Barcelona und wurde dort bereits von Padre
Sergi d’Assis, dem Gästepater von Montserrat, und einem weiteren Bruder
erwartet.
Bereits auf der Fahrt zum Kloster, stellte mir Padre Sergi
viele Fragen zu meiner Person und meiner Motivation drei Monate in Montserrat
bleiben zu wollen. Wie ich inzwischen erfahren habe, war für ihn nicht ganz
klar, was ein Lastwagenfahrer in einem Kloster will. Leider konnte auch ich ihm
diese Frage nicht vollumfänglich beantworten, da ich Teile der Antwort nicht
einmal selbst kenne.
Im Vergleich zu meiner Zeit in Downside Abbey ist der
Tagesablauf in Montserrat ziemlich durchgeplant: Am Morgen helfe ich dem
jeweils zuständigen Tagesverantwortlichen das Frühstück vorzubereiten.
Danach habe ich einige Zeit für mich und um 10:45 Uhr
beginnt dann meine erste Arbeit, wo ich alte Fotos mithilfe eines Scanners und
einem durchdachten System digitalisiere. Danach helfe ich erneut beim Servieren
und Abräumen des Essens.
Der nächste Fixtermin ist (ausser donnerstags und sonntags)
die Arbeit in der Buchbinderwerkstatt. Nach einem Nachmittag des Zuschauens,
wurde mir bereits am zweiten Tag mein erstes Buch in die Hände gedrückt. Ich
entfernte unter Anleitung des Novizen Jordi den alten Einband und begann dann
damit die kaputten Seiten mit Leim und Papierstreifen zu reparieren. Im
Anschluss wurden mir Nadel und Faden gereicht und erklärt, dass ich die
einzelnen Papierbünde, aus welchen das gesamte Buch besteht, wieder zusammen zu
nähen.
Um 18:30 Uhr ist dann die Vesper. Auch hier zeigen sich
grosse und kleinere Unterschiede zu Downside: z. B. In England betraten die Mönche
die Kirche gemeinsam und mit der Kapuze auf dem Kopf, hier in Montserrat kommen
alle einzeln herein und suchen sich ihren Platz. Durch das viel grössere
Touristenaufkommen, welches in Downside quasi kaum vorhanden ist, sind die
Kirchenbänke gerade am Wochenende immer gut gefüllt. Zum Abschluss der Vesper
betritt dann der Knabenchor der Domschule das Chorgestühl und singt meist zwei
Lieder; eins mit den Mönchen und eins allein.
Am Sonntag in der Messe steht dann noch ein Mönch den
Kirchengängern zugewandt neben dem Chorgestühl und dirigiert den Gesang der
Gottesdienstbesucher. Der Gottesdienst am Sonntag ist hier übermässig gut
besucht, soll heissen die Kirche ist bis auf den letzten Steh- und Sitzplatz
voll.
Nach der Vesper kommt dann schon bald das Nachtessen, bei
welchem ich wiederum das Essen aus der Küche hole, serviere und danach das
dreckige Geschirr wieder in die Abwaschküche bringe.
Ich selbst esse die ganze Woche im Speisesaal für die Gäste,
ausser am Sonnabend, da bin ich zum Abendessen mit der Gemeinschaft im
Refektorium eingeladen.
Hin und wieder setzte ich mich Padre Sergi zusammen, um über
diverse Themen zu diskutieren. Anhand dieser Gespräche versucht er mir mit
einfachen Aufgaben, die ich nebenher «erledige», etwas mitzugeben für meine
Zukunft.